Auch in den Wäldern rechts und links der Landstraße 51, die hier die Grenze überquert, ist kaum ein Durchkommen: Die griechische Armee rollt immer mehr Stacheldrahtverhaue aus, alle paar Meter stehen schwer bewaffnete Grenzpolizisten mit Helmen und Schutzschilden. Gleichzeitig trifft Mitsotakis Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin.

“Und die Grenze ist nur wenige Hundert Meter von uns entfernt”, sagt eine der Damen mit sorgenvoller Miene. Am Freitagmorgen gab es vor Lesbos einen schweren Zwischenfall, als ein Schnellboot der türkischen Küstenwache ein griechisches Patrouillenboot mit hohem Tempo Lesbos bleibt ein Brennpunkt der Spannungen. So wolle man verhindern, dass Griechenland Migranten zurückweise, lautet die Begründung des türkischen Innenministeriums. Artikel; Diskussion ; Letztes Update am Mittwoch, 22.07.2020, 09:46. Der Fluss, dessen Mitte die Grenzlinie bildet, ist stellenweise nur 20 Meter breit. Wie das Büro von Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis am Mittwoch mitteilte, habe der Premier die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Gründe dieser Bewegungen telefonisch informiert.

Bis vor wenigen Tagen war hier streng abgeriegeltes militärisches Sperrgebiet. Aber das blaue Metallgittertor auf der griechischen Seite ist geschlossen. Nach türkischer Lesart haben Inseln wie Kreta zwar Hoheitsgewässer, aber keine Ausschließliche Wirtschaftszone. Er will offenbar den Migrantenstrom in der Ägäis bremsen.

Erneut gab es Zusammenstöße mit Grenzsoldaten. Die Türkei kündigt nun die Entsendung von 1000 Spezialkommandos an, die auf dem Grenzfluss Evros (türkisch: Meric) mit Schlauchbooten Patrouille fahren sollen. Nach dem Einmarsch der Türkei in Syrien müsse man Erdogan “alles zutrauen”, meint sie. Jetzt lassen die türkischen Soldaten die Migranten bis unmittelbar an die Grenzlinie. Zwei Migranten seien von griechischen Grenzern erschossen worden, heißt es in Medienberichten, Erdogan nennt sogar fünf Tote. Zwischen Ankara und Athen herrscht Funkstille. “Wir haben Kochrezepte mit den türkischen Frauen ausgetauscht, es gab Freundschaften”, sagt sie. Die griechischen Grenzschützer haben nach eigenen Aussagen bis zum Sonntagmorgen 39.639 Grenzübertritte verhindert. Der Streit um Erdgas im östlichen Mittelmeer verschärft sich weiter: Zahlreiche Schiffe der türkischen Kriegsmarine bewegen sich seit Dienstag in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer südlich der griechischen Inseln Rhodos und Kreta.

Auch die alten Damen im Café Aigli sind besorgt. Das Vorhaben betrifft auch potenziell erdgasreiche Regionen südlich von Kreta, die aus griechischer Sicht zur sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone des EU-Landes gehören. Erneut patrouillieren türkische Kriegsschiffe im Mittelmeer. “Früher kamen die meisten Gäste von drüben, aus der Türkei”, erzählt die Wirtin. So versucht der türkische Präsident, politische Rückendeckung der Europäer für seine Militäroperationen in Syrien zu gewinnen und in Brüssel weitere Milliardenhilfen für die Versorgung der vier Millionen Flüchtlinge lockerzumachen, die sein Land bereits beherbergt. Der griechische Staatssender ERT zeigte Videos, auf denen zu sehen ist, wie türkische Soldaten Migranten mit Schlägen und Tritten Richtung griechischer Grenze treiben. “Griechenland lässt sich nicht erpressen”, sagt er. Immer wieder versuchen sie, in die EU zu kommen. 269 Personen, die es schafften, wurden festgenommen. Noch sind es Scharmützel, die sich griechische und türkische Soldaten an der gemeinsamen Grenze liefern. Aber manche Menschen in der Region befürchten, dass daraus ein Krieg der beiden verfeindeten Nato-Partner werden könnte. Jeden Morgen um 7 Uhr: Der Newsletter des RedaktionsNetzwerks Deutschland Die Themen des Tages und besondere Leseempfehlungen Seit der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan Ende Februar die Schlagbäume zu Griechenland öffnete, herrscht Ausnahmezustand am griechisch-türkischen Grenzübergang Kastanies. Die Lokführer kennen die neuen Gegebenheiten bereits, drosseln das Tempo und machen mit lautem Tuten auf ihr Herannahen aufmerksam, sodass die Reporter das Gleis kurz frei machen können.